Grenzerfahrung – Stoneman Miriquidi

Reisebericht von Nike und Rob Thürich

2 Länder, 13 giftige Rampen, 290km und 4.900 Hm, so wirbt der Veranstalter des Stoneman Miriquidi Road auf seiner Homepage. Die Strecke kann von Mai bis Oktober gefahren werden. Als Möglichkeit stehen „Gold“ (alles an einem Tag), „Silber“ (in zwei Tagen) und „Bronze“ (in drei Tagen) zur Auswahl mit mehreren Startorten entlang der Strecke. Wir wollten in 3 Tagen die Strecke in Angriff nehmen und mussten dazu eine sinnvolle Aufteilung finden. Mit dem Ort Seiffen im Erzgebirge fanden wir einen idealen Ausgangspunkt für den ersten Teilabschnitt, da der Streckenverlauf auf der tschechischen Seite wieder sehr nahe an Seiffen vorbeiführt. Teil zwei sollte uns von Seiffen durch die Tschechei bis nach Oberwiesenthal, und am dritten Tag wieder zurück nach Seiffen führen. Unterkunft in Seiffen und Oberwiesenthal war schnell gefunden, da es entlang der Strecke 21 Logis-Partner gibt, die für die Stoneman-Teilnehmer besonderen Service anbieten. Somit stand die Planung und wir konnten das Unternehmen angehen.

Am 27.07. rollten wir um 06 Uhr mit dem Auto von Hof nach Seiffen. Auf Höhe Chemnitz setzte Regen ein und die Temperaturanzeige sank auf 12 Grad. Nicht gerade optimal, um nach diesen heißen Tagen auf´s Rad zu steigen? Gegen halb Neun erreichten wir das Hotel „Buntes Haus“ in Seiffen, in dem wir auch unsere erste Übernachtung gebucht hatten. Dort nahmen wir unsere Startunterlagen in Empfang. Laut WetterApp sollte der Regen gegen 11 Uhr aufhören. Also haben wir uns gegen 10 Uhr bei noch leichtem Niederschlag auf den Weg gemacht. In den Startunterlagen findet sich unter anderem auch die Stempelkarte, die an den vorgegebenen Kontrollstellen gestanzt werden muss. Über die Kontrollpunkte Schwartenberg, Holzhau, Bärenfels und Zinnwald erreichten wir den Grenzübergang zur Tschechei. Bei der Streckenführung hatten wir den Eindruck, der Veranstalter hat versucht jeden Anstieg mitzunehmen. Spätere Einsicht = in dieser Gegend muss man keine Anstiege suchen, da es so gut wie keine Flachstücke gibt. Entweder kurz und knackig bergab oder genauso wieder bergauf. Auf der tschechischen Seite mussten wir noch Zamek und Nova ves v Horach zum Stempeln anfahren. Von dort ging es die Originalroute verlassend zurück zum Kurort Seiffen, welchen wir nach knapp 10km mit zwei Anstiegen um die 14% erreichten. An unserem ersten Tag standen 110 km mit 2080 Hm auf dem Tacho. Das schöne Hotel und super Essen hat den Tag perfekt abgerundet.

Programm für den zweiten Tag 28.07.: Seiffen bis Oberwiesenthal. Über Chomutov und Klasterec hinauf auf den Klinovec und auf deutscher Seite den Fichtelberg. Der Streckenverlauf in der Tschechei führte uns durch endlos wirkende Fichtenwälder. Der Abschnitt war eine sehr dünn besiedelte Gegend und bis auf ein paar Radler (Bike-Packing ist dort voll im Trend) oder Wanderer haben wir eher sehr selten ein Auto oder ein bewohntes Haus gesehen. Irgendwann ging es nach längerer Abfahrt hinab in das Nordböhmische Becken. Auf Höhe Chomutov befindet sich ein größerer Braunkohle-Tagebau, an dessen Ränder wir einem großartigen Radweg folgen konnten. Das war bis dahin unser erstes längere Stück ohne Gefälle oder Steigung. In Klasterec wollten wir uns bei einem Bäcker etwas zu Essen und Trinken kaufen. Leider werden dort keine Euro angenommen und wir hatten weder tschechische Kronen noch eine Scheckkarte dabei. Wir wollten schon etwas traurig weiterfahren, als aus dem Bäckerladen eine Frau mit einem Beutel auf uns zukam. Sie hat zwei Nußecken sowie zwei Getränkeflaschen gekauft und uns geschenkt. So viel Menschlichkeit!!!!

Ab dem Ortsausgang konnten wir schon den Gipfel des Klinovec sehen. Laut Komoot sollten bald 24 km mit 960 Höhenmeter Aufstieg beginnen. Der Einstieg war ein schmales Sträßchen mit sehr rauem Teer. Da fühlten sich die 10% wesentlich steiler an. Später ging es auf einer gut ausgebauten Straße, mit glattem Teer weiter. Auf halber Höhe verläuft, mit ein paar Wellen, der Anstieg entlang einem Höhenzug, ehe dann der finale Anstieg erfolgt. Am Gipfel angekommen holt uns das touristische Leben wieder ein. Der Klinovec ist ein beliebtes Ausflugsziel und alle fahren mit dem Auto hinauf. Die sehr in die Jahre gekommene Gebäude und der Sendeturm haben uns nicht wirklich zum Verweilen eingeladen. Also rein in die Abfahrt und wieder in Deutschland angekommen auf den Fichtelberg, den wir schon vom Klinovec in Reichweite sehen konnten. Hier oben ein völlig anderes Bild. Gastronomie, Freizeitanlagen und Gebäude in sehr gutem Zustand. Bei toller Aussicht gönnten wir uns ein Damen- und Herrengedeck. Die Abfahrt und letzten Kilometer in die Unterkunft waren schnell geschafft.

Mit 109 km und 2150 Höhenmeter beendeten wir den zweiten Tag.

Letzter Tag: Bärenstein, Drei-Brüder-Höhe, Saigerhütte, Seiffen

Aufgrund einer Straßensperrung ging es in Oberwiesenthal auf die tschechische Seite bis nach Bärenstein. Der Checkpoint lag wie so oft „on the top“, so auch hier. Den Zahn hatten wir schon auf dem Höhenprofil gesehen, aber dass es dort so hinauf geht, haben wir nicht gedacht. Mit guten 15%

Steigung wurde der letzte Tag standesgemäß eingeläutet. Richtung Drei Brüder Höhe ging es entlang der Grenze des Standortübungsplatzes Marienberg bergan. Der kurze Abstecher hinauf zur Brüderhöhe stellte keine zu großen Ansprüche dar. Entlang der Natzschung, Grenzflüsschen zwischen D und CZ, begaben wir uns in eine gut 15 km lange, wunderschöne Talabfahrt bevor wir in Grüntal den für uns letzten Kontrollpunkt Saigerhütte erreichten. Mit Vorfreude auf das Ende der Tour kurbelten wir die letzten 9km nach Seiffen ab und hatten 86,5 km und 1303 Höhenmeter an diesem Tag hinter uns.

Entgegen der angegebenen 290 km und 4.900 Höhenmeter hatten wir letztendlich 304 km und 5526 Höhenmeter gesammelt. Respekt vor allen die diese Strecke an einem Tag fahren. Uns haben die 3 Tage vollkommen gereicht…

Diese Tour war eine schöne Erfahrung entlang der Grenze D – CZ   – eben eine Grenzerfahrung.

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