Da hängt noch ein Rucksack.
Schwarzwald Super Radmarathon – Solo.
Dienstag 02. Juli, 04:50 Uhr. Helm auf, Lampen an und rauf auf´s Rennrad, auf dem ich mich die nächsten 15 Stunden auf- und festhalten werde.
Die Vorgeschichte dazu begann am 03. September 2017. Da haben Tommi, Bernd, Harry und ich am Schwarzwald-Super Radmarathon teilgenommen. Ziel: die Goldrunde mit 265km und 6500Hm. Die Startzeit war mit 05:30 Uhr ausgeschrieben. Da der Veranstalter aber von jedem Teilnehmer ein „Vorher – Nachher – Bild“ machte (kann man auf der Homepage anschauen), konnten wir erst gegen 05:50Uhr losrollen. Am Thurner, nach 120 km haben Harry und ich uns entscheiden, nur die Silberrunde zu fahren, weil das Wetter immer schlechter wurde und wir erst sehr spät in der Nacht das Ziel erreicht hätten (im Nachhinein eine richtige Entscheidung). Wir hatten am Ende im Ziel aber immer noch 186 km und 4600 Hm auf dem Tacho, die letzten Kilometer bei Regen und Kälte. Tommi und Bernd sind (auch bei Regen und Kälte) die Goldrunde durchgefahren und haben erst bei Dunkelheit das Ziel in Münstertal erreicht. Respekt zu dieser Leistung!!!
Da hing er also, mein Rucksack aus dem Jahr 2017 den ich mir noch holen musste. So habe ich mich am Montag 01.07. ins Auto gesetzt und bin auf den Campingplatz in Münstertal gefahren um am nächsten Tag die aktuelle Marathonstrecke 2019 zu fahren.
Nach einer nicht optimalen Nacht (doch schon etwas nervös?) ging es kurz vor 4 Uhr raus aus den Federn. Um diese Uhrzeit schon zu Frühstücken macht nicht wirklich Spaß und der Appetit hält sich in Grenzen. Der Verstand treibt dich dann doch zum Essen, es steht ja ein langer Tag bevor. Um 04:50 Uhr war es schon recht hell, angenehm warm und die Lampen am Rad eigentlich nur für den Autoverkehr notwendig. So wurde ohne Armlinge und Weste der erste von 10 „Bergen“ in Angriff genommen.
Hinauf zum Kreuzweg (1080 m 700 hm). Anders als 2017 geht es diesmal auf der anderen Seite hinunter nach und durch Badenweiler und anschließend in den zweiten Anstieg hinauf zum Hochblauen (1165 m 820 hm). Es folgten Pfaffenberg (über Maienberg, Gresgen 770m 500hm), Tiergrüble und Hochkopf (1080m 610 hm), Rotes Kreuz (1080m 240hm) und Äulemer Kreuz (1130m 300hm).
Kurz vor Äule war die Straße nach Aha gesperrt, und dies auch für Radfahrer und Fußgänger! Nach einem Blick ins Handy stellte ich fest, dass eine Umfahrung der Sperrung zusätzliche 20 km bedeutet hätte. Die Stimmung war da bei mir im Keller. Fast schon 100 km gefahren und jetzt muss das ganze Unternehmen wegen einer Straßensperrung scheitern? Zu meinem Glück kam von oben ein Landwirt auf seinem Traktor angefahren der mir sagte, da könne man schon irgendwie durchfahren. Am Ortseingang von Äule (dort die komplette Straße aufgerissen) habe ich einen Anwohner nach einer mögliche Umfahrung gefragt. Er schaute erst auf meine Reifen und meinte dann, es gäbe schon einen Waldweg nach Aha, aber mein Rad und die Reifen…?! Da er mir versichern konnte, es sei kein Singletrail sondern ein Waldweg, bin ich dann wie von ihm beschrieben abgebogen. Viel steiler hätte der Weg nicht sein dürfen, sonst wäre eine Weiterfahrt mit diesem Sportgerät nicht möglich gewesen. Aber ich bin gut in Aha angekommen und habe mich mit neuer Motivation auf die restlichen 150 km gemacht.
Weiter ging es nun über den Rinken (1200m 340 HM) und zum Thurner (1020m 540Hm). Dort trennten sich 2017 die Silber- und Goldstrecke, wo Harry und ich auf die Silber zurück geschwenkt sind. Hinab ins Hexenloch und an der Wilden Gutach entlang nach Gutach und Waldkirch. Zeit etwas zu verschnaufen und sich auf die letzten zwei Anstiege vorzubereiten. Im Anstieg zum Kandel (1200m 970hm)habe ich nun doch die hinter mir liegenden Kilometer und Höhenmeter in den Beinen gespürt. Oben kurze Pause mit Riegel und Gel – 9 Berge sind geschafft. In der Abfahrt nach St. Peter kamen bereits die ersten Glücksgefühle auf, da ja nur noch ein Anstieg folgte, hinauf zum Schauinsland(1170m 780Hm). Es geht Richtung Notschreipass und ab dem Steinwasenpark weiter nach Hofsgrund. Dass mir allerdings dieser letzte „Buckel“ nochmal so weh tun würde, hatte ich nicht erwartet. Doch die Tatsache, dass ich oben angekommen nur noch den Stohren (18% Gefälle) und die endlos wirkende Abfahrt auf schlechter Straße nach Münstertal vor mir hatte, ließ die Strapazen erträglicher werden.
Um 20:00 Uhr, nach guten 15 Stunden war ich wieder am Campingplatz, erschöpft aber happy.
Dass am Schluss nur 6130 Hm auf dem Garmin anstatt 6500 angezeigt wurden, hat mich beim kühlen Tour-Abschluss-Bier im Campingstuhl nicht wirklich gestört.
…der Rucksack von 2017 hängt nun dort nicht mehr.
Daten der Tour:
257 km / 6130 Hm / 13:40 Fahrzeit
ca. 11 Liter Flüssigkeit (2 Liter Trinkblase im Rucksack-zum Glück mitgeführt) sowie etliche Riegel und Gels, einige Salztabletten, 1 Landjäger und eine Bratwurst im Wecken in Kirchzarten (einzige längere Pause auf der Tour).