Fernfahrt Freiburg – Nizza

In acht Etappen auf dem Alpenhauptkamm von Freiburg nach Nizza. Ein Tourenbericht von unserem Horst Huber (Trainer).

In acht Etappen fuhren wir über den Breisgau an die Cote d`Azur. Nachdem wir Schwarzwald und Jura durchquert haben, wartete mit der Bergankunft auf dem Col du Grand-Saint-Bernard das erste Alpine Highlight. Anschließend folgten wir weitgehend der Route des Grandes Alpes und überquerten so prestigeträchtige Pässe der französischen Alpen wie Col de I`Iseran, Col de Gallibier, Col d`Izorad und Cime de la Bonette.

 

1 Über den Schwarzwald

Freitagnachmittag 14:00 holte mich Mathias Piloty zur Autofahrt nach Freiburg ab. Beim abendlichen Abendessen war sogleich eine angenehme Atmosphäre spürbar. Nächsten Morgen starteten wir pünktlich um 09 Uhr bei trockenem Wetter (nachts regnete es) in 3 verschiedenen Leistungsgruppen. Ich fuhr bei der relaxten Gruppe 3 (insgesamt 30 Teilnehmer, pro Gruppe 10 Teilnehmer) auf den Schauinsland (1200 m). Nach ca. 12 km beim Aufstieg hatten wir die erste Panne. Konnte zwei Kölner, Bodo und Peter helfen, seitdem waren wir ein gutes Team.

Gruppe lief harmonisch. Bei der Abfahrt nach Todtnau packten wir uns alle vorher warm an, es war sehr kühl, ca. 6 Grad auf dem Schauinsland. Bei Basel überquerten wir den Rhein. Über einige Hügel erreichten wir Delemont.

140 km 2200 hm 6:14

2 Durch den Jura

Morgens die übliche Prozessedur: 6:15 aufstehen, Morgentoilette, Radsachen vorbereiten, 7:00 Frühstück, anschl. Koffer packen u. Abgabe ins Begleitfahrzeug, 09:00 Start. Nach kurzer Einrollphase ging es über die Jurafalten hinweg. Immer wieder auf und ab wie im Allgäu. Für mich war dieser Abschnitt total neu. Landschaftlich tolle Gegend.

Über die Pichoux-Schlucht hatten wir die hügelige Hochfläche erreicht. Die zwei Pässe Richtung Süden Co du Mont Crosin (1227) und Col du Chasseral (1502) wurden bezwungen und am Lac de Neuchatel vorbei erreichten wir Bulle. 20 km vor Bulle endlich Sonne, 28 Grad und die Wärme steigt in unsere Körper.

Gruppe läuft inzwischen harmonisch und man kann sich langsam einige Namen behalten, wurde jeden Tag besser. Beine und Moral bestens. Abends Bier 6 SFR u. 0,75 l Wasser 8 SFR, also wieder umstellen auf Bier.

145 km 2500 hm 6:50

3 Bergankunft

Bei Klasse Wetter starteten wir zum Col des Masses (1445) und über Aigle erreichten wir das Rhonetal. Viele kleine Nebenstraßen waren klasse zu fahren und sehr verkehrsarm. Beim Boxenstopp in Martigny (496) überlegt sich jeder seine Taktik für den 45 km Aufstieg auf den Col du Grand Saint Bernard (2470). Dabei sind 2000 hm am Stück zu überwinden.

Sonne strahlt bei 28 Grad und es ging los. Meine Kräfte hatte ich gut eingeteilt und konnte auch einige von Gruppe 2 stehen lassen, die vorher gestartet waren. 4 km vor der Passhöhe tröpfelte es erst, zwei Minuten später starker Regenfall und kurzer Graupel/Hagel. Egal Trikot bleibt offen und die Sache wird durchgezogen. Glücklich und mit Tränen in den Augen endlich oben. Unterkunft war klasse.

4 Aostatatal und Hochsavoyen

Nach einer tollen Abfahrt (25 km) erreichten wir das Aostatal. Gleich ging es wieder rauf auf einen Hang und die Hauptstraße liegt unter uns. Temperaturen steigen bereits über 30 Grad uns es schlaucht mich.

Zur Auffahrt auf den Route des Salasses (1582) wollen die Beine nicht so wie ich will. Vortrag war doch sehr hart. Zur Auffahrt auf den kleinen Petit St. Bernard (2188) ging es dann wieder wesentlich besser. Eine Topstraße machte die Sache wesentlich einfacher.

10 km vor der Passhöhe machten wir eine Pause. Kaffee und Eis lockten bei herrlichem Sonnenschein. Stimmung folglich super. Die letzten 2 km vor der Passhöhe saustarker Gegenwind und ich mußte mich doch quäelen. Endlich oben hatten wir einen Superblick auf den Mont Planc.

125 km 2300 hm 5:47

5 Der höchste Alpenpass

Heute nur ein Pass, der hat es in sich, handelt sich dabei doch beim Col de I`Isere (2764) um den höchsten Alpenpass (Bonette ist nochmals ein paar m höher, aber ist kein echter Pass). Man spürt auch, dass dieser Pass etwas besonders ist, während man auf anderen Pässen immer noch vor höheren Bergen umgeben ist, wähnt man sich hier auf Augenhöhe. Bis nach Val d`Isere Scheiß-Autoverkehr ohne Ende.  Ab  Val d`Isere endlich dann Ruhe. Konnte mein Tempo halten und fuhr dann die letzten km mit drei anderen Teilnehmern von Gruppe 2 auf die Passhöhe zu. War am Anschlag konnte den Endspurt dann überraschend gewinnen.

Saugeil war das und die Stimmung natürlich dementsprechend hoch. Der Respekt war dann von den anderen Teilnehmern ebenfalls da. Nach einer langen Abfahrt, Mittagsstopp und am Schluß vom Tag nochmals 200 hm rauf zum Hotel im Skiort Ausois. Überraschung – Zimmer war sauschlecht, Abendessen machte wieder einiges gut.

Mein Schalker Kumpel Klaus (64 Jahre ältester Teilnehmer) hatte Pech in Val d`Isere Kette gerissen, konnte dann aber vor Ort neue Kette montieren lassen.

100 km 2500 hm 5:26

6 Monumente der Dauphine

Bei Sommerwetter, 30 Grad, Sonne, 25 km Abfahrt folgte dann gleich wieder die Auffahrt zum Telegraphe (1556). Runter nach Valloire, Hotel angesehen von der letztjährigen Savoyen Tour, wurden Erinnerungen wach.

Dann ging es zu meinem Lieblingspass Galibier (2668) rauf. Kollegen aus Köln hatten inzwischen ihren Tritt gefunden und ich konnte ihr Tempo nicht halten. Die Auffahrt zur Passhöhe sagenhaft. Lief jetzt ganz gut und die letzten 3 km fuhr ich gemeinsam mit einem Franzosen hinauf. Er redete, ich verstand kein Wort, außer den Stars vom Radsport und ich antwortete nur mit „oui“. War ganz nett und unterhaltsam.

Nach der Abfahrt auf den Lautaret (2058) fand sich die Gruppe wieder zusammen. Dort entdeckte ich das Galierbier-Bier, schnappte natürlich gleich zwei, fantastisch. Tolle Stimmung, Sonne, Berge und was geleistet. Radlerherz schlägt hoch. Die weitere Abfahrt (20 km) nach Serre-Chevalier war easy, denn man konnte es laufen lassen. Beim Koffer tragen ins Zimmer waren die Beine abends schwer, aber dafür waren die Zimmer heute erste Sahne, Luxus pur.

91 km 2050 hm 4:36

7 Durch die Hochprovence

Über Briancon ging es zur Auffahrt zum Col d`Izorad (2361). Die Gegend wird trockener und mediterraner. Langsam kommen wir den Süden. Nach der Passhöhe sollte man sich nicht so schnell in die Abfahrt stürzen, denn die verwitterte Landschaft, die Casse Deserte ist sehenswert und grüßt immer wieder während der Tour de France (dieses Jahr Auffahrt). Fausto Coppi und Loison Bobbet grüßen ebenfalls alle Radsportfans von einem Denkmal aus.

Bei der Fahrt durch die Schluchtstraße nach Guillestre verlor ich leider eine Ahead Schraube am Vorbau. Moral sinkt schlagartig.Beim Mittagsstopp nur eine Cola und ein Gel und rauf auf den Col de Vars, wird schon alles halten. Es gehen einem dabei 1000 Gedanken durch den Kopf ob das Rad hält. In Jausiers hilft mir gleich Stefan (Guide von Gruppe 1) und beim zweitem Radhändler konnte mir geholfen werde. Der Monteur sagte nur:“ You have luck“ und grinste dabei.

Super Gott seit Dank. Die Rückfahrt zum Hotel war mit Stefan noch ein Zeitfahren, er gab Vollgas (trainiert für den Ötztaler, Plan 8:15). Das anschließende Bier schmeckte hervorragend.

120 km 2400 hm 6:00

8 Höhepunkt am Bonette (2802)

Morgens schon 26 Grad beim Start. Bei der Auffahrt lief es immer besser, Motivation klasse, und bei der Panoramaschleife klemmte ich nochmals die Arschbacken zusammen und konnte die letzte Rampe (16 %) vor einem jungen Heißsporn beenden. Der Applaus am Scheitelpunkt war klasse und ich war Happy. Die Abfahrt konnte ich genießen und nach dem Mittagsstopp waren es nur noch 90 km zumeist bergab und bei Gegenwind nach Nizza.

Konnte nochmals zulegen, Beine ebenfalls klasse, schon erstaunlich was beim zweitältestem Teilnehmer nach 8 Tage anspruchsvollen Touren noch geht. Alles richtig gemacht.

Die Ankunft im Hotel Royal war natürlich mit Emotionen begleitet – yes ich habs wieder geschafft!!! Wichtigste Sache – auf der ganzen Tour kein Unfall, nur einige Platten. Kurz im Zimmer und dann ab ins Meer, war gleich gegenüber der Straße, Sonne lacht bei 30 Grad. Gemeinsam machten wir am Strand noch ein Picknick mit Bier. Lecker Bierchen und Meer einfach genial.

Mit mein frechen Sprüchen konnte ich als Trainer ebenfalls meinen Beitrag für gute Stimmung sorgen

144 km 1700 hm 6:07

Gesamt: 997 km (bitte keine Kommentar für die fehlenden 3 km grins) und 19.000 hm

Motto: Lust auf mehr, so lange es geht…………..

Bis bald, Trainer

Am Sonntagmorgen fuhren wir alle zufrieden mit dem Bus zurück nach Freiburg.

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