Vom Elsass hoch zur Moselquelle in den Vogesen bis zur Mündung in Koblenz
Mosel-Rennradtour 22. 08. 2022 – 27. 08. 2022
Am Montagmorgen starten wir zu Acht: Toni, Karin, Manfred, Rudi, Walle, Thomas, Reiner und Gerhard. Nach dem Verladen der Räder und des Gepäcks in den „Tränkle – Bus“, geht es um 8 Uhr los, leider ohne unseren Ulmer Freund Paul, der kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen musste. Durch Freiburg fahren wir zum Startort Ensisheim im Elsass.
Nach einer kleinen Pause gegen 12 Uhr starten wir die Tour. Rudi übernimmt den ersten Fahrdienst, der halbtägliche Wechsel bewährt sich im Verlauf der Tour bestens. Durch die typischen Elsässer Dörfer mit den kleinen, bunten Häusern geht es entlang der Weinstraße in Richtung Vogesen.
Auf der gut ausgebauten Straße hoch zum Col de Bussang startet Thomas einen Ausreißversuch, der allerdings kurze Zeit später (wie voraussehbar) scheitert…..
Unweit der Passhöhe treffen wir auf die Moselquelle „Source de la Mosselle“, diese ist allerdings im Hitzesommer 2022 ausgetrocknet. Von hier sind es 544 Flusskilometer bis zur Mündung in Koblenz.
Wir folgen nun viereinhalb Tage ihrem Verlauf, zuerst durch Frankreich und Luxemburg, die letzten zwei Tage dann durch Deutschland. Hier oben sehen wir auch die letzten Wolken, was folgt ist Hoch-sommerwetter vom Feinsten mit bis zu 34 Grad zur Wochenmitte.
Etwas platt erreichen wir nach einer zwei km langen, steilen Auffahrt das Quartier bei Remiremont auf einem sehr ruhig gelegenen Bauernhof. Hier treffen wir unseren Busfahrer Rudi wieder.
Die Familie betreibt den Betrieb mit viel Herzblut, drei Generationen sind anwesend. Nach den ersten Bieren im Garten helfen die Jüngsten beim Servieren des „salade de vosgienne et crème brûlée“ – bon appetite! Die großen Portionen werden problemlos vertilgt. Mit etlichen Gläsern Wein klingt der Abend in der großen Bauernstube aus. Bon nuit!
Am Dienstagmorgen starten wir im Département Vosges gegen 9:15 Uhr und treffen bald auf die noch junge und schmale Mosel. Teils geht es an trockenen Kanälen entlang bis zur nächsten Schleuse. Die Region ist touristisch und industriell wenig erschlossen, dementsprechend ruhig ist es auf den Straßen, Radwegen und durch die Dörfer. Über Epinal geht es nach Nancy.
Für die Mittagspause kauft unsere Busfahrerin Karin das Vesper perfekt ein. Mit kühlem Radler aus der Box regenerieren wir im Schatten auf den Parkbänken. Bei diesem Ablauf bleiben wir auch in den nächsten Radtagen. Bei dem schönen Wetter ist das ideal für uns.
Die Mittagsetappe startet entlang der Kanäle auf schönen Radwegen. Allerdings hat unser Tourguide Manfred zum Abschluss des Radtages noch ein deftiges Schmankerl eingebaut. Auf den einzigsten Berg der Region fahren wir bei einer Affenhitze praktisch senkrecht hoch, bei bis zu 22 % Steigung eine größere Herausforderung. Präziser gesagt wandert der Großteil der Gruppe den Berg mit dem Rad hoch. Das Beste: Oben angekommen geht es gleich weit wieder runter, eine alternative Umfahrung wäre zwar problemlos möglich, aber vermutlich langweiliger gewesen!
Im Garten der Unterkunft Campanile in Lesménils klingt der Sommerabend bei gutem Essen und ausreichend Kaltgetränken aus.
Am Mittwoch starten wir Richtung Metz in der Region Grand Est und treffen dort zuerst auf das Centre Pompidou. Unter der geschwungen, hölzernen Dachkonstruktion wird zeitgenössische Kunst ausgestellt. In der Stadtmitte sehen wir die imposante gotische Kathedrale. Der weitere Verlauf der Tour führt uns versehentlich weg von der ursprünglichen Strecke und wir fahren quer durch die wellige Landschaft. Leicht ermattet bei der Hitze suchen wir den Weg zurück an die Mosel. Schon von weitem erblicken wir dann die vier Kühltürme des Atomkraftwerkes Cattenom in der Region Lothringen, wo Walle im gleichnamigen Ort gegen 13:45 Uhr mit dem Vesper wartet. Höchste Zeit für die Pause.
Frisch gestärkt geht es dann weiter ins 20 km entfernte luxemburgische Schengen. Nach den ersten Treffen und Übereinkommen 1985 in Schengen wurden zehn Jahre später die Binnengrenzen aufgehoben – ein wahrer Segen wie wir heute wissen. Dort treffen wir uns im Europäischen Museum an der Mosel zum Kaffee und fahren anschließend bis nach Grevenmacher auf der luxemburgischen Moselseite und wechseln dort über die Moselbrücke auf die deutsche Seite.
Entlang der Mosel führt die Route nach Wasserliesch. In einem Seitental liegt das Waldhotel Albachmühle. Die kühlende Waldlage des Hotels lässt uns abends auf der Terrasse erstmal richtig durchatmen und nach 140 km werden die Speicher aufgefüllt.
Am Donnerstagmorgen starten wir ins nahe gelegene Trier. Die Route führt an der Saarmündung vorbei. In Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, ist eine kleine Stadtbesichtigung eingeplant. Manfred nutzt die Gelegenheit, um beim Raddealer einen neuen Sattel montieren zu lassen.
Im Zentrum stehen wir beeindruckt vor dem Dom, der ältesten Bischofskirche Deutschlands, die im Jahr 310 gegründet wurde. Seit 1986 ist der Dom Teil des UNESCO Weltkulturerbes.
Ebenso sehenswert ist das Wahrzeichen Triers, die Porta Nigra, die von den Römern im Jahr 170 als Stadttor errichtet wurde und ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe ist.
Vor uns liegen nun landschaftlich besonders schöne Strecken auf Radwegen an der Mosel entlang zur großen Moselschleife bei Leiwen, weiter nach Trittenheim und Piesport. Dort treffen wir Reiner mit dem Bus zur Mittagspause direkt an der Mosel.
Sehenswert sind die idyllischen Moseldörfer mit den alten Fachwerkhäusern und den schiefer-gedeckten Dächern. Hier findet seit Jahrhunderten der Weinanbau in extremen Steillagen auf den Schieferböden statt. Heute etwas erleichtert durch fest installierten Aufzüge.
Die Mosel ist durch mehrere Staustufen und Schleusen schiffbar. Nachteil für uns: in dem stehenden Wasser ist Baden nicht empfehlenswert. Die Mosel hat in Jahrmillionen das Tal geformt. Bis zu 200 m geht es nordwestlich zur Eifel und südöstlich zum Hunsrück hoch.
Im touristisch geprägten Weinort Bernkastel machen wir erstmal eine Kaffeepause. Die superschöne Altstadt mit den vielen Fachwerkhäuschen entschädigt voll für den Trubel und ist mehr als sehenswert! Zum heutigen Etappenziel Enkirch bei Traben–Trarbach kommen wir auf guten Radwegen flott voran. Der eingeplante Abstecher hoch zur Schäferei Graach fällt wegen der großen Hitze von 34 Grad flach. Am Hotel Loosen treffen wir Manfred, der dankenswerter Weise heute Mittag den Fahrdienst zusätzlich übernahm. Unter den alten Bäumen im schönen Biergarten klingt bei wunderbarem Essen und diversen Weinflaschen vom lokalen Winzer ein Radtag der Kategorie „Sahneklasse“ aus.
Übrigens: Am besten schmeckte uns der Weißburgunder. Um diese Einschätzung abzusichern wurde vorsichtshalber nochmals bestellt! Weinselig fallen wir in die Federn!
Am Freitagmorgen starten wir zur letzten, 90 km langen Etappe nach Koblenz. Vorbei an vielen schönen Moselorten wie z.B. Cochem und Zell bestaunen wir mehrere imposante Burgen, die hoch über der Mosel aufragen und fahren zum Mittagspicknick nach Treis–Kadern. Manfred hat bereits einen geeigneten Rastplatz gefunden. Die letzten 40 km rollen wir locker nach Koblenz, wobei sich Reiner unterwegs für einen Abstecher in den Hunsrück hinauf entscheidet.
Unser letztes Quartier, das Hotel Scholz in Koblenz, liegt günstig in Moselnähe. Dort treffen wir um 15:00 Uhr auf Rudi, der freiwillig nochmals den Fahrdienst übernahm. Herzlichen Dank dafür!
Das Garmin zeigt eine gesamte Fahrstrecke von 620 km an.
Zum Abschluss der Radtage machen wir uns zu Fuß auf zum ca. 30 min entfernten Deutschen Eck, dem Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Hier bewundern wir das monumentale Reiterstandbild von 1897 mit dem 1. Deutschen Kaiser Wilhelm I. Unterwegs kommt uns Reiner entgegen – also geht doch! Die Kulisse ist beeindruckend: Hoch oben auf der anderen Rheinseite thront die Festung Ehrenbreitstein, die heute das Landesmuseum beherbergt. Diese wird seit der Bundesgartenschau 2011 mit einer Doppelmayer-Kabinenbahn quer über den Rhein erreicht. Die Talstation liegt direkt am Altstadtrand.
Durstig vom Sightseeing geht es in den nahen Biergarten. Anschließend pilgern wir durch die Altstadt zurück ins Hotel. Im Garten wird das Erlebte bei leckerem Essen nochmals diskutiert. Mehr als zufrieden geht’s zur Nachtruhe.
Der Samstag beginnt bewölkt und wir fahren mit dem Bus heimwärts. Auf halber Strecke treffen wir auf den ersten Regen seit einer Woche – welch ein Wetterglück! Auf der Schwäbischen Alb gibt es noch eine letzte Rast und anschließend bringen uns Manfred und Thomas gegen 15 Uhr ins Schussental zurück. Eine außergewöhnliche Woche geht zu Ende!
Im Gedächtnis bleiben die ruhigen Strecken durch die Vogesen und die Region Grand Est sowie die vielen schönen Weinorte mit den schiefergedeckten Häusern entlang des landschaftlich wunderschönen Moseltales. Ebenso bleibt uns aber auch die extreme Trockenheit des Hitzesommers 2022 in Erinnerung, die ganze Landstriche verdorren und braun werden lässt. Ungläubig treffen wir auch auf eine staubtrockene, verdorrte Weide mit Charolais–Rindern. Diese werden auf der Weide in Ermangelung von grünem Gras mit Heu gefüttert! Entlang der Radwege an der Mosel fallen uns die unzähligen Wasservögel auf aber auch die einmaligen Bauwerke in Metz, Trier und Koblenz.
Es waren unvergessliche Radtage mit einer tollen Truppe und perfektem Teamgeist – Radtage vom Allerfeinsten halt!!
Großes Lob gebührt unserem Organisator und Tourguide Manfred, der schon bei der Vorbereitung und während der Tour alles perfekt betreute: Touridee, Tourplanung, Quartiere buchen, Tränkle Bus besorgen, als Tourguide die Tour führen, die Abrechnung erstellen usw.
Herzlichen Dank!!
Ausblick: Die Begeisterung war bei allen so groß, dass für nächstes Jahr bereits Pläne geschmiedet wurden.
Herzlichen Dank an Gerhard, der diesen Bericht verfasst hat.