Rucksacktour 2022
8 Tage – 988 km – 16770 Hm
Auch in diesem Jahr haben sich unsere Rennradler zu einer Rucksacktour verabredet.
In dem nachstehenden Bericht, den uns Rob Thürich dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat, kannst du sehr gut die Strecke und deren Herausforderungen nachvollziehen.
Viel Spaß beim Lesen….
Die geplanten Etappen im Einzelnen:
Tag | km | hm | |
Samstag | Anfahrt bis Worb | 53 | 504 |
Sonntag | Große Scheidegg | 94 | 1820 |
Montag | Grimsel-Nufenen | 109 | 3280 |
Dienstag | Centovalli Luino | 124 | 1280 |
Mittwoch | Ghisallo | 78 | 1250 |
Donnerstag | Zambla-Clusone | 119 | 2850 |
Freitag | Vivione-Ponte il Valtellina | 111 | 2880 |
Samstag | Splügen-Suffers | 117 | 2250 |
Sonntag | Rheintal | 185 | 185 |
Das waren die Vorgaben von Bernd für die diesjährige Rucksacktour.
Das Teilnehmerfeld war schnell gefunden. 1 Frau und 9 Männer haben sich angemeldet.
Horst hat im unmittelbaren Vorfeld an einer mehrtägigen Tour mit dem Veranstalter Quäldich teilgenommen. Monumente der Ostalpen. Da hier den Teilnehmern einiges abverlangt wurde, unter anderem auch die Auffahrt auf den Monte Zoncolan, hat er sich für die Rücksacktour vorab abgemeldet. So waren es am Samstag, den 04.09.22 um 10:00 Uhr an der Realschule noch 9 Teilnehmer.
Das Wetter nicht so schlecht sind wir dann Richtung Meersburg gestartet. Kurz nach Markdorf erhielten wir „Geleitschutz“ durch unser Vereinsmitglied Piero, der uns bis Meersburg mit seinem Pedelec begleitet hat. Das wir oberhalb der Fähre zum ersten mal unsere Regenbekleidung anziehen mussten (Piero hat seinen Regenschirm aufgespannt) fanden wir nicht so toll, aber wir wollten nicht völlig durchnässt bis Bern weiterreisen. Mit der Fähre nach Konstanz, weiter nach Kreuzlingen, dort in den Zug bis Zürich, einmal Umsteigen und weiter nach Bern. Vom Bahnhof hatten wir noch 11 km bis Worb, unserer ersten Unterkunft.
1. Tag Große Scheidegg 94km – 1820 Hm
Mit Vorfreude und einigem Respekt ging es in den Tag. Das Beladen der Rösser lief noch nicht so von der Hand, sollte sich aber im Verlauf der Woche täglich bessern. Harry hat uns schon am Vortag auf die heutige Etappe eingestimmt. Es geht in die Jungfrau Region und vorbei am Eiger, den wir auch in seiner mächtigen Erscheinung dank des guten Wetters sehen konnten. Die Straße, oder besser das Sträßchen hinauf zur Passhöhe ist sehr schmal und überwiegend in den 2-stelligen Prozentzahlen. Kommt dir hier der Postbus entgegenkommt, suchst du dir besser einen Platz neben der Straße. Bei herrlich warmen Temperaturen und Sonnenschein gönnten wir uns eine ausgiebige Pause, da es bis zum Tagesziel Innertkirchen nur noch bergab ging.
Tageswerte: 95km und 1733 Hm
2. Tag Grimsel – Nufenen 109km – 3208 Hm
Heute also „Königsetappe“. Nur nicht zu schnell in diesen Tag starten, es wird noch anstrengend genug. Es ging eh unmittelbar nach dem Hotel in den ersten Anstieg. Verkehrsmäßig hatten wir Glück. Trotzdem gab und gibt es immer noch Autofahrer die einen mehr als knapp überholt hatten, und dass ohne Gegenverkehr – – wir verstehen es nicht! Passhöhe Grimsel – kurzer Stopp, Windbraeker an und ab in die Abfahrt und, in den Nächsten Anstieg. Der Nufenen ist auch einer der Pässe die mit überwiegend 2-stelligen Prozenten aufwartet. Im Anstieg hat man nicht bemerkt, wie kühl es doch eigentlich geworden ist. Doch spätestens auf der Passhöhe haben wir uns in der Wirtschaft alles angezogen, was zur Verfügung stand. Die Wolken gingen zu Fuß als wir uns zitternd in die Abfahrt begeben haben. Mit jedem Höhenmeter den wir Talabwärts fuhren wurde die Außentemperatur immer angenehmer. Erste Ortschaft – raus aus den Klamotten. In gefühlt ewiger Abfahrt sind wir zu unserem letzten Anstieg von knapp 5 km zu unserer Unterkunft gekommen. Ja, Bernd lässt keine Höhenmeter aus! Die Anstrengung hinauf in das kleine „Bergdörfchen Cavagnago“ hat sich aber gelohnt. „Mama“ hat für uns gekocht, unsere Radklamotten bis zum nächsten Morgen gewaschen und getrocknet, und das Frühstück unterm Dach wird wohl jedem von uns in Erinnerung bleiben. Das ist ein absoluter Geheimtipp….
Tageswerte: 112km und 3048 Hm
3. Tag Centovalli – Luino 124km – 1280 Hm
Heute lange bergab und flach, dann einmal hoch, mit der Fähre übersetzten und fertig. Hört sich einfach an, aber fahren muss man es ja doch. Wetter war super und die Fahrt durchs Centovalli wunderbar. Mittags Pizza in Re, später in Cannobio warten auf das Schiff und während der Überfahrt… …na ja, es fing an zu gewittern. Also doch noch in die Regenklamotten und die 3km bis ins Hotel radeln. Zum Abendessen mussten wir in die Stadt, da es im Hotel nur Frühstück gab. Ach ja, da hat es immer noch geregnet…
Tageswerte: 117km und 1120 Hm
4. Tag Gishallo 78km – 1250 Hm
Da musst du als Rennradfahrer einmal in deinem Leben gewesen sein. Hört man ja oft von vielen Pässen oder Orten. So auch vom Gishallo. Na, dann…
Am Lago di Lugano vorbei und durch Como ging es über Magreglio zur Kultstätte Gishallo. Das ist schon sehenswert. Eine Kapelle in der man zwischen Religion und Rennradtechnik hin und her gerissen wird. Unbedingt sehenswert. Die Nacht in unserer Unterkunft in Magreglio war schon ein Abenteuer. In einem Bett von 140 x 200cm, das gerade so in den Raum gepasst hat, mit nur einer Decke und einem „Ankreuzzettel“ für das Frühstück ging es in eine Nacht mit einem Gewitter, dass bis zum frühen Morgen andauerte.
Tageswerte: 81km und 1180 Hm
5. Tag Zambla – Clusone 119km – 2850 Hm
Nasse Straßen und immer noch Wasser von oben am nächsten Morgen. Die Wetteraussichten in den Bergen nicht rennradfreundlich. Also – Planänderung. Wir fahren über Bergamo nach Clusone. Die Altstadt auf dem Berg muss man schon mal erfahren und gesehen haben, meinte Bernd. Na dann machen wir das so. Die Abfahrt hinunter an den Lago di Como ging in der wasserdichten Bekleidung. Am Lago angekommen konnten wir uns derer schon wieder entledigen. Bei Sonnenschein ging es nach Bergamo und hinauf in die Altstadt. Nach einem herrlichen Blick über den Ort ging hinab in die Ortschaft zum Mittagessen und anschließend weiter nach Clusone. Heute die Hotelzimmer im totalen Gegensatz zu gestern. Leider mussten wir uns das Abendessen mit einem Fußmarsch durch die Stadt erkämpfen, dafür hat es (trotz Baustelle) ein super Ossobuco gegeben.
Tageswerte: 107km und 1215 Hm
6. Tag Vivione-Ponte il Valtellina 111km – 2880 Hm
Heute Morgen richtig Regen und über die Straßen läuft das Wasser in Bächen. Also gleich vom Hotel weg in Regenbekleidung. All zu lange mussten wir nicht im Regen fahren und am Einstieg zum Passo della Presolana mit 8,4 km Länge und 550 Höhenmeter hatten wir unsere Schutzbekleidung schon wieder verstaut. Nach kurzer Abfahrt folgte der längste Anstieg des heutigen Tages mit 21km und 1135 Hm auf den Passo die Campelli. Anfangs noch von einem „Almabtrieb“ eingebremst konnten wir einen wunderschönen Pass, mit schmaler Straße, kaum Verkehr und schöner Landschaft unter die Räder nehmen. Je weiter wir uns der Passhöhe näherten, konnten wir aber dann auch die aufziehenden Wolken sehen, die nichts Gutes ahnen ließen. Die Befürchtungen wurden wahr. Auf der Passhöhe begann es zu regnen. Bloß nicht lange aufhalten, maximal die Regenjacke über und hinein in die Abfahrt. Wolkenbruch – dass Wasser stand auf der schmalen Straße talwärts. Der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet und wer bei dieser Wasserschlacht Scheibenbremsen hatte, war klar im Vorteil. Die Felgenbremsen zeigten zum Teil Null Verzögerung. Unten angekommen, alle haben gefroren, haben wir eine Bar aufgesucht, um wenigsten etwas warm zu werden. Das Glück auf unserer Seite dauerte es nicht lang bis sich draußen die Sonne wieder zeigte. Also alle raus auf den Parkplatz und alle Klamotten in die Sonne. Herrlich. Einigermaßen warm und trocken machten wir uns auf die letzten 45 Tageskilometer über den Pass Aprica. Da hatte sich Bernd noch was Schönes für uns ausgesucht. Wem beim Einstieg noch kalt war, dem war spätestens nach ein paar Kilometer Anhand der Steigungsprozente ruck zuck warm. Glücklicherweise hat sich unser aller Befürchtung, es würde so weiter bis oben gehen nicht bewahrheitet. Der zweite Teil des Anstieges konnte man gut als „Rollerpass“ bezeichnen. Dank einer verpassten Abzweigung hatten wir eine sagenhafte Abfahrt hinab Richtung Tresenda. Der obligatorische Schlussanstieg zum Hotel mit 3km war an diesem Tag die letzte Anstrengung.
Tageswerte: 112km und 2913 Hm
7. Tag Splügen 117km – 2215 Hm
Mittlerweile geht das Verpacken der Ausrüstung gut von der Hand. Die Rennräder wieder zu Packeseln umfunktioniert geht es in den letzten großen Anstieg unserer Tour, auf den Splügen. Entlang des Radweges an der Adda konnten wir gute 55km ohne Verkehr flach abspulen. Von dort ging es weiter 25 km flach bis Chiavenna. Nach kurzer Pause in einer Bar im Kreisverkehr mit Schinkenplatte und Livemusik ging es dann in den Pass. 30,4 km und 1842 Hm bei durchschnittlichen 6,1% kann man im Internet nachlesen. Anfangs noch Sonne im Rücken wurde das Wetter mit jedem Höhenmeter unangenehmer. Beim Zwischenstopp am Lago di Montespluga haben wir schon alles Wärmende angezogen. Die Passhöhe hat nicht zum längeren Verweilen eingeladen und so sind wir nach dem obligatorischen Passfoto zitternder Weise in die Abfahrt hinab nach Suffers. Über die wärmende Gaststube haben wir uns alle gefreut.
Tageswerte: 112km und 2913 Hm
8. Tag Splügen – Weingarten (Rheintal) 185km – 660 Hm
Heute überwiegen mal die Kilometer. Es ist noch sehr kühl in Suffers und da es die ersten 50 km eigentlich nur bergab geht zeihen wir uns wieder warm an. Viamala – kurzer Stopp und weiter Richtung Rheintal. Nach Fläsch ab auf den Rheindamm. Abwechselnd vorne mit gleichmäßigem Tempo sind wir auch irgendwann in Hard angekommen. Mittagszeit, zum Essen wäre was recht. Der Gasthof Waldheim hat uns mit seinem Schild „Fahrradfahrer Willkommen“ zur Einkehr eingeladen. Große Überraschung, an diesem Nachmittag war Seniorentanz mit dem Alleinunterhalter „Wolfi“. Welch ein Spaß, vor allem als unser Kamerad Tommi zum Tanz aufgefordert wurde, mit Radschuhen. Kenner der Tanzszene waren sich einig, er hat absolut die beste Figur abgegeben. Die letzten Kilometer bis Oberzell waren dann auch kein Problem mehr. Beim Krattenmacher haben wir die Rucksacktour 2022 ausklingen lassen.
Tageswerte: 194 km und 776 Hm
Auf meinem Garmin Standen am Ende 998 km und 14613 Hm. Zwar weniger als geplant, was der Umplanung über Bergamo anzurechnen ist, war es trotzdem wieder ein unvergessliches Abenteuer.
Man kann es auch in einem Wort zusammenfassen: S A G E N H A F T